What triggers anti-minority riots? We examine the role of soldier funerals as highly visible mourning rituals that amplify collective emotions and foster nationalist sentiment. Focusing on a most-likely setting, anti-Syrian riots in Turkey, we argue that soldier funerals motivate pro-group behaviour while simultaneously intensifying outgroup hostility, thereby increasing the likelihood of retributive violence against minority members. Combining fixed-effects Poisson regression models with a sharp Regression Discontinuity in Time (RDiT) design, we analyze fine-grained geocoded data on Turkish soldier funerals and anti-Syrian riots in Turkey between 2016 and 2024. Our findings demonstrate an increase in the likelihood of ethnic riots in the immediate aftermath of soldier funerals. Qualitative process tracing based on firsthand observations of a crucial case, the 2020 Kahramanmara¸s riots, further supports our findings. Our study contributes to the literature on triggering events, ethnic riots, and collective punishment by demonstrating the causal role of emotionally charged nationalist focal events in sparking anti-minority violence.
German abstract / Kurzzusammenfassung auf Deutsch:
NEUE PUBLIKATION ZU NATIONALISTISCH AUFGELADENEN GEDENKFEIERN UND AUSSCHREITUNGEN GEGEN MINDERHEITEN
Die neu erschienene Studie von Felix Schulte, Dogukan C. Karakus und Ibrahim Gökburun mit dem Titel „Nationalist Focal Events and Anti-Minority Violence – How Soldier Funerals Spark Ethnic Riots in Turkey“ (https://doi.org/10.1093/esr/jcaf031), veröffentlicht im European Sociological Review, zeigt, dass nationalistisch aufgeladene Ereignisse die Wahrscheinlichkeit spontaner und gewaltsamer Angriffe auf Minderheiten signifikant erhöhen.
Die Autor*innen untersuchen Begräbnisse von Soldaten in der Türkei, die bei Kampfeinsatz im Nachbarland Syrien ums Leben kamen. In der Türkei haben anti-syrische Ausschreitungen mit steigender Anzahl syrischer Geflüchteter und dem Eintritt der türkischen Armee in den Bürgerkrieg im Jahr 2016 dramatisch zugenommen. Mithilfe detaillierter Ereignisdaten, Fixed-Effects-Poisson-Regressionsmodellen, einem Regression-Discontinuity-in-Time-Design (RDiT) sowie einer auf Augenzeugenberichten beruhenden Prozessanalyse der Ausschreitungen in Kahramanmaraş im Jahr 2020 zeigen die Autoren, dass die Wahrscheinlichkeit von gewaltsamen Ausschreitungen gegen Minderheiten unmittelbar nach Soldatenbeerdigungen deutlich ansteigt.
Als zugrunde liegenden Wirkmechanismus identifizieren sie die emotionale und symbolische Aufladung solcher Ereignisse, die intensive nationalistische Gefühle hervorrufen und das Bedürfnis nach Vergeltung verstärken. Trauerrituale und kollektive Efferveszenz stiften dabei nicht nur Gemeinschaft, sondern wirken zugleich exkludierend – insbesondere dann, wenn der Tod eines Gruppenmitglieds der Out-Group zugeschrieben wird. In solchen Fällen werden Minderheiten schnell zu Sündenböcken, denen die Verantwortung für den erlittenen Verlust angelastet wird und auf die sich das Rachebedürfnis der Mehrheitsgesellschaft richtet.
Die Studie, die im Rahmen des DFG-geförderten SPARK-Projekts entstanden ist, liefert wichtige Erkenntnisse zu einem besseren Verständnis von Ausschreitungen gegen Minderheiten, die häufig spontan und unerwartet auftreten.
Schulte, Felix, Dogukan C. Karakus and Ibrahim Gökburun. 2025. ‘Nationalist Focal Events and Anti-Minority – How Soldier Funerals Spark Ethnic Riots in Turkey‘. European Sociological Review. https://doi.org/10.1093/esr/jcaf031.